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DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 8

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Natürlich war auch in den Monaten Juli und August 1980 Sommerpause in der höchsten Spielklasse der DDR. Die beiden Aufsteiger von der BSG Chemie Böhlen und Stahl Riesa hatten sich in der harten Aufstiegsrunde gegen Energie Cottbus, die BSG Wismut Gera und die SG Dynamo Fürstenwalde am Ende durchgesetzt. Die neue Spielrunde in der Oberliga der DDR begann erst relativ spät am 23. August 1980. Da auch die Sommerferien in den Schulen immer 8 Wochen, anstatt heute nur 6 Wochen liefen, überschnitten sich dadurch auch keinerlei Urlaubstermine von Spielern, Funktionären und der werten Anhängerschaft.

Überhaupt war die Sommerzeit eine ziemlich stressfreie Zeit für alle. Auf den Autobahnen hatte man immer freie Fahrt und freute sich, wenn ein Auto gelegentlich entgegen kam. Stau kannte man nur aus der Tagesschau der BRD. Für viele Werktätige der Deutschen Demokratischen Republik ging es regelmäßig für 14 Tage an die Ostsee. Über die FDGB-Ferienheime konnte man für 80 Ostmark einen Wohnwagen buchen oder noch billiger einen Zeltplatz.

Foto: morgarten.info
Foto: morgarten.info

Beliebt waren damals schon die Insel Usedom mit ihrem herrlich, weißen Sand sowie den unendlichen FKK-Stränden – ein wahres Mekka für Nudisten, Spanner und sonstigen Interessierten. Westdeutsche Besucher bekamen beim Anblick dieser nackten Tatsachen oftmals fast einen Schock, manche kamen aber auch extra deswegen immer wieder hierher um Urlaub im Osten zu machen. Natürlich auch wegen den sozialen Preisen, denn für fünfzig Pfennig gab es hier im Osten Bier direkt am Strand, heute kaum noch vorstellbar. 5-Sterne-Feeling konnte man für 300 Mark die Woche im Hotel Neptun in Warnemünde verbringen. Ansonsten waren der Balaton (Plattensee) in Ungarn für uns Ostdeutsche so eine Art Ballermann auf Mallorca. Viel weiter durfte man schon nicht mehr reisen, das war wohl das allergrößte Übel in der DDR!

Die DDR-Jugend traf sich im Sommer gerne auf einem der vielen Zeltplätze zwischen Ostsee und Erzgebirge. Während der größte Teil brav seine zwei Wochen bezahlten Urlaub abfeierte, hatten einige gleich komplett während des Sommers keinen volkseigenen Betrieb mehr von innen gesehen. Sie holten sich nach dieser Zeit eine Rüge beim Werksdirektor ab und wurden dann wieder brav in den sozialistischen Produktionsprozess eingegliedert. […] Überhaupt schien der sogenannte Asi-Paragraph (“Beeinträchtigung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit durch Asoziales Verhalten”) gerade beim Fußball zum guten Umgangston zu gehören (ostfussball.com) […].

Aber auch die ersten Fanclubturniere der Vereine entstanden in dieser spielfreien Zeit. Was zunächst auf Sportplätzen noch unkoordiniert abging, wurde später von den BSG`s (Betriebssportgemeinschaften) und Fußballclubs durch den Druck von Partei und Stasi aufgegriffen. Man wollte sein Jungvolk unter der Kontrolle haben, zu viel Ärger hatte man schon mit saufend, grölend und schlagkräftigen Elementen aus der gerade neu entstehenden Subkultur am Hals.

Sehnsüchtig fieberte man dem ersten Spiel entgegen, ja die Zeit war eben auch vor 30 Jahren schon viel zu lang bis zum Beginn der neuen Spielzeit.

[ab]

Alle bisherigen Beiträge unserer Reihe können hier gelesen werden :

DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 7

DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 6

DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 5

DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 4

DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 3

DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 2

DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 1


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